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Alice und Bob entdecken Solid

Was ist Solid? In 30 unterhaltsamen und leicht verdaulichen Comics hat Patrick Hochstenbach dies im „Solvember“ erklärt – jeden Novembertag gab es ein neues Bildchen zum Thema Solid.

Das Comic Solvember #1
 Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License. (c) @hochstenbach 2021

Angefangen bei den Grundlagen zeigen die Protagonist*innen Alice und Bob unter anderem wie Zugriffskontrolle mittels WebACL und Linked Data Notifications funktionieren und was das für die beiden in der Praxis bedeutet.

Schaut es euch an! Alle Abenteuer von Alice und Bob findet ihr zum Durchstöbern auf seinem Solid Pod.

Solid Basics #003 – Immer der Nase nach

Wie finde ich interessante Daten in Solid Pods? Solid arbeitet nach dem Prinzip „Follow your nose“. Sowohl Menschen, als auch Maschinen und Apps können damit, ausgehend vom Social-Web-Profil, weitere interessante Daten finden.

Mit diesem Prinzip, kannst du zum Beispiel die Folien meiner Vorträge in meinem Solid Pod entdecken. Legen wir los!

Ausgangspunkt ist mein Profil unter https://angelo.veltens.org/profile/card. Es verlinkt meine WebID mit einer Vielzahl weiterer Informationen. Wenn du den Link anklickst, öffnet sich der „Solid Data Browser“. Nicht erschrecken: er ist noch sehr hässlich, aber dennoch äußerst nützlich, um „Follow your nose“ zu verdeutlichen.

Relativ weit oben findest du meinen Namen „Angelo Veltens“ gefolgt von „performer In“ und einer Auflistung von „it“. Es handelt sich dabei um Daten-Tripel, die eine Beziehung zwischen mir und weiteren Dingen herstellen.

Alle Bestandteile dieser Tripel sind Links, die wir anklicken können, um zu verstehen was genau dahinter steckt. Klicke mit der mittleren Maustaste auf „performer In“, um den Link in einem neuen Tab zu öffnen. Du befindest dich nun auf schema.org und erfährst:

Event that this person is a performer or participant in.

Beschreibung der Beziehung „performerIn“ bei schema.org.

Wir wissen nun also, dass „perfomer In“ auf Veranstaltungen verweist, auf denen ich aufgetreten bin. Folgen wir dieser Spur weiter! Zurück auf der Profilseite klickst du auf einen der „it“-Links, um Informationen zur jeweiligen Veranstaltung abzurufen. Dort werden wir womöglich auf Vortragsfolien stoßen.

Im Data Browser öffnen sich nun Informationen zur ausgewählten Veranstaltung. Ab jetzt geht es in einer Baumstruktur weiter. Frag mich nicht warum – ich sagte bereits, das User Interface ist murks 🤷‍♂️. Bitte versuche es für den Moment zu akzeptieren und das dahinterliegende Prinzip zu verstehen.

In den Veranstaltungsdaten findest du neben Name und Beschreibung auch einen Punkt „Work Featured“. Klicke auf das kleine Dreieck vor „slides“, um weitere Daten auszuklappen. Der Type „Presentation Digital Document“ lässt erahnen, dass wir die Folien gefunden haben.

Daten eines Events in einer aufklappbaren Baumstruktur. „Work featured“ führt weiter zu den Vortragsfolien.

Um die Folien einzusehen, müssen wir aber noch die konkreten Dateien finden. Davon kann es mehrere geben. Unter „Associated Media“ kannst du einen weiteren Abschnitt „web“ und/oder „pdf“ aufklappen und kommst dort zu konkreten Ausprägungen der Folien (PDF oder HTML). Wenn du nun noch die „Content Url“ aufklappst kannst du die Folien betrachten. (Alternativ kannst du den Wert von „Content Url“ per drag-and-drop in die Browserleiste ziehen – erneut 🤷‍♂️)

Einige Ebenen tiefer finden sich die konkreten Dateien der Vortragsfolien. In diesem Bild als PDF-Dokument.

Wozu der ganze Aufriss?

Zugegeben, das war jetzt nicht nur wegen des Data-Browser-UIs eine schlechte User Experience. Darum geht es hier aber auch gar nicht.

Ein wichtiger Aspekt von Solid ist die grundsätzliche Auffindbarkeit von Daten, ausgehend vom Profil einer Benutzer:in, allein durch das Folgen von Links. In der Praxis wird das, was wir hier mühsam von Hand durchgeführt haben, durch Apps automatisiert.

Wirf einen Blick in den Abschnitt „Talks“ meiner Website. Die Seite macht genau das, was wir gerade getan haben, nur viel schneller und automatisch. Dadurch ist die Seite in der Lage alle Infos, Folien und Videoaufzeichnungen meiner Talks gebündelt und gut zugänglich darzustellen.

Durch die Trennung von Apps und Daten, sind auch andere Webseiten und Anwendungen in der Lage, diese Informationen zu verwerten.

Das Follow-your-nose-Prinzip lässt sich automatisieren. Apps können die Daten dann auch „in hübsch“ anzeigen.

FrOSCon 2019: Die Rückeroberung des Social Web (Video)

Ich bin war dieses Jahr auf der FrOSCon mit einem Talk über Solid präsent:

Die Rückeroberung des Social Web

Eine Einführung in Solid

Video auf media.ccc.de öffnen

Folien des Vortrags: Web | PDF

Solid tritt an die Misstände im Social Web zu beheben. Dieser Vortrag erklärt die grundlegenden Konzepte und Technologien hinter Solid. Was macht Solid einzigartig? Welche Probleme löst es? Wie kann man mitwirken?

Letztes Jahr ging Web-Erfinder Tim Berners-Lee mit einem neuen, spannenden Projekt an eine größere Öffentlichkeit. Social Linked Data – kurz Solid – soll die Misstände des zentralisierten Social Webs beheben indem es das dezentrale WWW um soziale Funktionen erweitert und die Nutzer:innen in den Mittelpunkt stellt.

In diesem Vortrag erkläre ich die grundlegenden Konzepte und Technologien hinter Solid, erkläre warum dieser Ansatz so revolutionär ist und was Solid von verteilten Anwendungen wie Diaspora und Mastodon unterscheidet.

Ich werde zeigen, was mit Solid bereits heute möglich ist, was uns in Zukunft erwartet und wie jede:r diese Zukunft mitgestalten kann.

Vollständiges FrOSCon Programm

Solid – Social Linked Data

Die Idee eines Social Webs, losgelöst von zentralen Plattformen, rückt mit dem Solid-Projekt in greifbare Nähe.

Was ist Solid? – Solid steht für Social Linked Data. Das Projekt basiert auf Linked Data und vereint zahlreiche W3C-Standards aus diesem Umfeld, um das World Wide Web als Plattform für soziale Interaktionen zu nutzen.

Damit unterscheidet es sich wesentlich von verteilten sozialen Netzwerken wie Diaspora, Mastodon und Co., die im Grunde nur verteilte Daten-Silos sind. Mit Solid kann jede Website, jede Webanwendung, Teil des neuen Social Webs werden.

Eine Grundidee von Solid besteht in der Trennung von Anwendungen und Datenspeichern. Die Daten können an beliebigen Orten im Web gespeichert werden. Als Benutzer:in habe ich freie Wahl, wo ich meine Daten speichern will und wem ich Zugriff darauf gebe. Ebenso kann ich wählen, mit welchen Anwendungen ich die Daten verwalten möchte.

Dieses Prinzip möchte ich an einem konkreten Beispiel verdeutlichen:

Unter https://angelo.veltens.org/ läuft ein Solid-kompatibler Server. Aus dem dokumentenbasierten Web kennen wir Server wie nginx oder Apache httpd. Ein Solid-Server ist diesen sehr ähnlich, stellt aber darüber hinaus Funktionen für das Social Web bereit. Es ist auch denkbar, dass bestehende Webserver um Solid-Funktionen erweitert werden.

Der Server stellt mir eine Identität in Form einer WebID zur Verfügung und dient als „Personal Online Datastore“ (POD) zum Speichern von Daten. Unter meiner WebID https://angelo.veltens.org/profile/card#me sind einige Basis-Informationen zu meiner Person abrufbar. Alle weiteren Daten, die ich im POD, oder an anderen Orten im Web gespeichert habe, sind von dort aus verlinkt. Unter https://angelo.veltens.org/public/bookmarks liegen zum Beispiel einige meiner öffentlichen „Social Bookmarks“.

Der Solid-Server stellt auch ein rudimentäres Web-Interface zum Anzeigen und Bearbeiten der Daten bereit. Das spannende an Solid ist jedoch, dass ich beliebige Solid-Apps im Web verwenden kann. Zum Anlegen von Bookmarks zum Beispiel markbook.org. Ich habe markbook.org dazu schreibenden Zugriff auf https://angelo.veltens.org/public/bookmarks erteilt. Wenn ich mich mit meiner WebID einlogge, kann die App meine Lesezeichen verwalten.

Das gute an Solid ist, dass diese Lesezeichen eben nicht auf dem Server von markbook.org gespeichert werden, sondern in meinem POD. Wenn ich mit der Anwendung nicht mehr zufrieden bin, kann ich zu einer anderen Bookmark-App wechseln und die Daten einfach dort verwalten. Ebenso kann ich unterschiedliche Daten in unterschiedlichen PODs speichern und so im Web verteilen. Ich muss dabei auch nicht unbedingt einen eigenen Server betreiben, sondern kann auf Provider, wie z.B. inrupt.net zurück greifen. Dank Linked Data können alle Daten untereinander verknüpft und beliebigen Web-Apps zugänglich gemacht werden.

Dies geht soweit, dass jede Nutzer:in volle Kontrolle über die eigenen Daten hat. Während Alice einen Beitrag unter https://alice.example/articles/hello-world veröffentlicht, schreibt Bob einen Kommentar dazu unter https://bob.example/comments/my-two-cents und Trudy äußert ihre Zustimmung zu Bobs kommentar mit einem „Like“ unter https://trudy.example/likes/2019/02#123. Durch die Verlinkung der Daten kann alles aggregiert direkt beim Artikel angezeigt werden, liegt in Wahrheit jedoch in den PODs der jeweiligen User.

Dies ist soweit die Grundidee hinter Solid, ohne zu sehr auf die technischen Details einzugehen. Über einzelne davon werden sicher noch Blogposts folgen.

Wenn ich eurer Interesse für Solid geweckt habe, hier einige Follow-Up-Resourcen:

WebID: Das Web als Social Network

In Ausgabe 03/2013 von „java aktuell“ gehe ich auf die Grundlagen von WebID ein und erkläre, wie daraus ein Social Web ohne digitale Mauern entsteht:

Mit Linked Data lassen sich Daten im Web verbinden. Weitet man das Konzept auf Personen und deren Interaktion aus, entsteht ein „Social Web of Data“. Anstelle Dutzender Accounts bei unzähligen Diensten tritt eine globale Identität, die WebID. Sie dient Angeboten im WWW als Quelle von Profil-Informationen und zur Authentifizierung. Auch als Single Sign-on im Unternehmens-Intranet kann WebID eine Option sein.

Der Artikel ist nun auch als PDF verfügbar.

Der in Augabe 04/2013 erscheinende Praxisartikel wird zeigen, wie man WebID in eigenen Anwendungen nutzen kann.

[important]Die bisher von mir veröffentlichen Zeitschriftenartikel findet ihr hier.[/important]

Einreichung zur SIGINT 2013: Dezentrales Social Web mit Linked Data und WebID

Ich habe folgenden Talk zur SIGINT 2013 eingereicht. Die Entscheidung, ob er genommen wird, fällt bis spätestens 5. Juni. Update: Die Einreichung wurde angenommen, der Talk findet statt.

Let’s tear down these walls – „Mit Links“ die Mauern Sozialer Netzwerke überwinden.

Seit jeher verlinkt das Web seine Inhalte, ganz gleich auf welchen Servern sie liegen. Interessanterweise scheint dieses Prinzip noch nicht im Social Web angekommen zu sein. Statt uns mit unseren Freunden, und Inhalten die wir mögen, zu verlinken, pflegen wir unzählige Accounts. Nicht selten stehen wir vor technischen Mauern, die unsere die Vernetzung verhindern. Diese Mauern können wir wahrsten Sinne „mit Links“ überwinden.

Das Web 1.0 – ein dunkler Ort, an dem man niemandem followen, nichts liken und nichts sharen kann. Niemand möchte mehr dort sein. Daher bietet jeder Dienst, der etwas auf sich hält ein „Connect with Facebook“, ein „Login with Twitter“ und ein „Share at Google+“ an.

Doch statt als ein soziales Wesen im Web zu agieren, sind wir nur die Summe unserer Accounts. Ein neuer Dienst, ein neuer Account. Zwar schnell erstellt per Facebook-Connect, doch inkompatibel zum Rest des Webs.

Die Mauern des Web 2.0 sind künstlich. Wir können und müssen sie einreißen. Jetzt.

Das Web war nie eine Anhäufung inkompatibler Dienste, sondern das genaue Gegenteil: Durch Hyperlinks können Webseiten miteinander verknüpft werden, ganz gleich auf welchen Servern sie liegen.

Dieses Prinzip der Links können wir auf Daten und Personen anwenden, um uns mit einer Identität global zu vernetzen. Dazu werden die Prinzipien von Linked Data und das WebID-Protokoll vorgestellt. Statt Dienste mit sozialen Funktionen im Web, wird das Web selbst zu einem gigantischen Social Network.

Der Vortrag erklärt:

  • die Grundlagen von Linked Data, d.h. wie über URIs Dinge und Personen global identifiziert und verlinkt werden können
  • wie man mit Hilfe der Friend-of-a-Friend-Ontologie (FOAF) ein maschinenlesbares Social-Web-Profil erzeugt und dezentral hostet
  • wie das WebID-Protokoll ein Ein-Klick-Login ohne zentralen Authentifizierungsdienst ermöglicht, um mit einem FOAF-Profil im Web zu agieren.

picserv unterstützt WebID-Login

Meine in Entwicklung befindliche Bilder-Plattform picserv unterstützt nun auch ein WebID-Login.

WebID ist ein aufstrebender Standard, der uns losgelöst von zentralen Netzwerken wie Facebook und Google+ eine Identität im Social Web geben kann. WebID ist gleichzeitig ein Login-Verfahren und euer Profil im Social Web. Ein solches Profil könnt ihr z.B. bei my-profile.eu mit wenigen Klicks einrichten, ihr seid aber nicht von einzelnen Anbietern abhängig. Wer mag kann auch selbst ein Profil hosten.

Wenn ihr euch mit eurer WebID bei picserv einloggt, könnt ihr dort Bilder hochladen und kommentieren. Euer Name und eurer Bild wird aus eurem Profil ausgelesen und muss nicht nochmals bei picserv hinterlegt werden. Das ist das Schöne im dezentralen Social Web: Eure Identität und die Dienste, die ihr mit dieser Identität nutzt können auf völlig unterschiedlichen Servern liegen. Statt monolithischer Social-Network-Plattformen wird das Web zum Social Network. picserv leistet mit dem WebID-Login einen Beitrag zu dieser Entwicklung.

[notice]Bitte beachtet aber, dass sich picserv noch stark in Entwicklung befindet. Verlasst euch nicht darauf, dass der Dienst oder eure Bilder dauerhaft verfügbar sind![/notice]

[important]Ihr habt Fragen zu WebID oder Probleme beim Einrichten eines Profils? Ich helfe gerne weiter. Auch Anregungen zu picserv nehme ich gerne entgegen.[/important]

WebID: Vortragsvideo & Folien vom Webmontag

Auf dem 6. Braunschweiger Webmontag habe ich einen Vortrag zum Thema „Dezentrale Soziale Netzwerke mit Linked Data und WebID gehalten“. Ich habe maßlos überzogen und viel zu schnell gesprochen. Der Vortrag kam trotzdem sehr gut an und führte zu vielen interessierten Fragen.

Wer nicht die Gelegenheit hatte, live dabei zu sein, kann sich die Aufzeichnungen auf Vimeo ansehen.

Mein Vortrag beginnt in Teil 2 bei Minute 13:55:

und setzt sich fort in Teil 4:

[important]Meine Vortragsfolien habe ich wie immer mit allen Sourcen und unter freier Lizenz bei GitHub hochgeladen. Hier ist auch nochmal die PDF-Fassung.[/important]